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23.04.2016

Kino-Review: Zoomania bzw. Zootopia



Zoomania bzw. Zootopia. Beim zweiten Anlauf hat´s geklappt. Nachdem wir letzte Woche aufgrund eines zu hyperaktiven Kinderpublikaum das Kino verlassen mussten, ham’wer´s dieses Mal eiskalt durchgezogen.

Und statt einer üblichen Filmreview würde es sich schon eher anbieten, eine gonzo-jounalistische Sozialstudie zu schreiben. In dem von Tieren getragenen Film mögen ja Affen unterrepräsentiert gewesen sein, das Publikum hat´s aber kompensiert.
Seit dem Emmerich-Film 2012 hab ich kein so dummes Publikum mehr erlebt. Da kann ja der Film nix für, außer, dass er mit dem (wie ich finde, sehr schwer erträglichen, aber umso hehypteren) Faultier-Trailer eine gewisse Klientel besonders ansprach. Aber ich komm leider nicht umhin, die fürchterlichen situativen Aspekte meiner Rezeption in die Wahrnehmung des Films einfließen zu lassen.
Und nein – es waren nicht wie befürchtet die zahlreichen kleinen Kinder im Publikum, die´s einem kaputt gequasselt haben. Es waren mitteljunge Leute, vielleicht schon – rechtlich gesehen – Erwachsene, für die die ganze Sache einfach eine Spur zu aufregend war. Eine sehr, sehr, sehr dumme junge Dame, die irgendwo hinter mir saß, war im Sekundentakt so geflasht vom Gesehenen, dass sie jede auch noch so kleine Information mit einem „Scheiiiiißeee!“ oder „Oh mein Gott!“ quittierte. Und zwischendurch wurde beschrieben, was sie visuell erfasst. „Rollstühle!“
(Szene im Schnee) „Scheiße! Das muss kalt sein!“
„Scheiiiißeee! Ein ganz kleines Auto! Oh Gott!“
„Mr. Big? Der wird richtig groß sein!“ Eisbären betreten den Raum. „Scheiße! Noch größer als Eisbären?! Oh Gott!“ Es stellt sich raus, dass Mr. Big – ironischerweise, haha! – eine Spitzmaus ist. Weil big im Kontrast zu klein steht. Haha! Zwei Sekunden Fassungslosigkeit. „SCHEIIIIIßE!!!!!!!“ Schallendes Gelächter. „OH GOTT! SCHEIßE!! Das hätt ich jetz’ nich gedacht! Jetz’ hamse mich erwischt! Oh Gott, is der klein! Scheiße! Geil! Richtig geil! Richtige Überraschung! Hätt ich nicht gedacht. Hätt – ich – NICHT – gedacht!“

Wenn man die Hauptvorstellungen von Fast and the Furious- oder Transformers-Filmen auslässt, ist man solche Publika einfach nicht gewohnt.

Aber zum Film:
Der is okay. Ich konnt nich viel damit anfangen. Das ist nicht das, was ihr hören wollt, weil absolut alle den abgöttisch lieben und genial finden, aber leider konnte der mir nix Besonderes bieten.
Ich könnt jetzt Floskeln raushauen wie:
Wahnsinn, was für ´ne geile Welt die geschaffen haben!
Oder: Die Animationen! Der Hammer!

Aber ganz ehrlich: Was will man denn heutzutage auch anderes von Pixar- und Disney-Animationsfilmen erwarten. Man kann diese Floskeln mittlerweile zu jedem dieser Filme bringen. Es würde auch immer stimmen und das ist auch großartig und soll keineswegs die großartigen, perfektionistischen Leistungen der vielen Leute, die das ermöglichen, schmälern.
Für mich bildet das aber nicht (oder nur äußerst selten) die Essenz des Films.

Auch die Figuren und der Humor blieben für mich eher uninteressant. Beides sehr altmodisch.

Was recht gut gelang, war die Rassismus-Parabel, in der Rassenbilder und Vorurteile der menschlichen Zivilisation auf die Gesellschaft der Säugetiere übertragen wurden. Für Große eine nette Analogie, aber für die kleinen Zuschauer ein angenehm fortschrittlicher und aktueller Kerngedanke.
Apropos kleine Zuschauer: Der Film ist doch deutlicher für ein Kinder-Publikum als ich zunächst dachte. Man hörte viel von Der Pate- und Breaking Bad-Anspielungen, aber so etwas macht einen Kinderfilm noch lange nicht gleichermaßen zum Erwachsenenfilm. Zumal die Anspielungen auch nicht besonders gelungen waren. Das hatten wir schon zu Animaniacs-Zeiten deutlich cleverer zu sehen bekommen.
Der Zugänglichkeit für die Kleinen zuliebe geriet leider auch der grundlegende Krimiplot sehr flach und einfach. Statt eines ausgefuchsten Intrigenspiels mit mehreren Ebenen, zahlreichen Verdächtigen, unvorhersehbaren Twists und komplexen Verstrickungen gibt´s ein beinahe schon lächerlich einfach geratenes Schnitzeljagd-Szenario. Geh zu Punkt A, finde Hinweis B, der führt dich zu C, welches einen Hinweis auf D liefert – und irgendwann kommt man bei F oder G raus. Den Twist haben selbst die Sechsjährigen im Publikum schon nach der Hälfte des Films gewittert. Schien denen aber auch Spaß gemacht zu haben, dass sie so einfach miträtseln konnten. Insofern geht das auch in Ordnung.

Also ein Kinderkrimi mit schön einfacher Moral.
Aufwändig präsentiert, mit netten kleinen Einfällen unterfüttert.

Allerdings brauch ich noch ein paar Tage, bis die Ausrufe „Scheiiiiißeee!“ und „Oh mein Gott!“ nicht mehr durch meine Synapsen spuken.

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