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26.03.2016

Noch eine kleine Feststellung zur Manga-Comic-Con:

Kann es sein, dass Manga und Anime auf den Manga-und-Anime-Cons stark abnimmt?

Ihr habt´s ja vielleicht schon mitbekommen, dass ich zwar seit Urzeiten in Mangaszene unterwegs bin und mich auch der Stilistik und Semiotik des Mediums bediene, jedoch kaum noch in dem Bereich rezipiere. Ich les nur noch wenige Manga und schau so gut wie keine Anime. Nicht weil das Zeug durchweg schlecht ist, aber mir isses leider zu belanglos geworden. Ja, sicher gibt´s da immer mal strahlende Ausnahmen - aber die muss man erst mal finden.
Die japanische Popkultur hatte ihre Hochzeit in den Neunzigern und vielleicht noch frühen Zweitausendern, stagnierte dann und versucht jetzt vergeblich, die eigene alte Formel zu kopieren, wodurch die meisten Produktion zu ´ner regelrechten Farce oder Genreparodie werden. Heftigst festgefahrene Schemata und stereotype Figuren. Sicher alles auf hohem Niveau, aber leider ohne Novitäts-Faktor, für jemanden, der sich Jahrzehnte lang so viel von dem Zeug reingezogen hat. Oft aber auch schlichtweg unerträglich.

Für mich war daher irgendwann der Punkt gekommen, wo ich mich nach langer Abstinenz wieder den amerikanischen Sachen zugewendet habe. Die überraschende Feststellung: Nachdem die Amis und Kanadier lange Zeit auf eher banale Art und Weise und zu fokussiert auf Zeichenstil versucht haben, das japanische Erfolgsrezept zu kopieren, haben sie´s irgendwann mal geschafft und halten heute die (vor allem inhaltliche) 90er-Anime-Manga-Qualitätsformel am Leben.
Serien wie Avatar: The Last Airbender und in jüngster Zeit Steven Universe, Adventure Time oder Gravity Falls sprechen ganz klar Japanisch im Subtext. Die Art, wie Geschichten konstruiert, Figuren designt, Welten geschaffen werden - alles Japanisch. Aber das gute, alte Japanisch.

Dazu kommt noch ´ne ordentliche Schwemme an qualitätiv hochwertigen, ganz eigenständigen und innovativen westlichen Produktionen - Pixar-Filme, subersive Satire-Cartoons, Fandom-lastige Indie-Monster wie jetzt grad Undertale.

Und in Leipzig wurde mir´s erstmals so richtig klar: Da waren zuweilen deutlich mehr Cosplayer in Nicht-Manga-Outfits unterwegs. Kann mich nicht erinnern, das jemals auf ´ner Manga-Con erlebt zu haben. Hier der komplette Gravity Falls-Maincast, dort die Bob's Burgers-Belegschaft, da die Horde Homestuck-Trolle und zwischendurch ganz viele Deadpools.

Also mir soll´s recht sein, solang sich letztlich Qualität durchsetzt. Schön jedenfalls dass das auch ein Zeichen dafür ist, dass der jahrelang in der Szene vorherrschende Comic/Manga-Faschismus langsam abgebaut wird.

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