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09.03.2016

Kino-Review: The Hateful Eight



Review zu The Hateful Eight.

Gleich vorweg: Der Film hat mich enttäuscht.

Nette, aber unspektakuläre Bilder, okaye Schauspieler, spärlich gesäte besondere Momente.
Dem gegenüber stehen ein erstaunlich schwaches Skript, viele unnötige Längen, die keinem Zweck dienen sowie leider auch Schauspieler, die die Bühne nicht unbedingt in vollem Maße nutzen. Und wenn nicht diese Bühne, welche dann? Immerhin ist der Film quasi ein Theaterstück.

Aber der Reihe nach:
Tarantino ist kein origineller Regisseur. Ist er nie gewesen, wird er auch nicht mehr werden. Seine Stärke ist es, bereits vorhandene Ware stilistisch subversiv neu zu arrangieren – und das macht er in der Regel auch sehr gut. Seine Filme haben zwar stets ein Leit-Genre, sind aber auch voller Einschübe aus anderen Richtungen. Er is halt ein Filmfan, der die Materie kennt, aber nur in überschaubaren Rahmen weiter interpretiert.
Ist ja auch nix Schlimmes. In der Regel bringt diese Nostalgie und Genre-Mischung ´n paar echt unterhaltsame und gute Filme. „Django Unchained“ fand ich als letztes wirklich großartig. Und der war eben genau nach der Tarantino-Formel. Alte Marke, altes Genre, komische Einschübe wie kleine Komödien-Schnipsel und überbordende Trash-Momente. Super!

Sein achter Film entfernt sich nun ein ganzes Stückweit von der erfolgreichen Formel und versucht – so sehr wie lange kein Tarantino-Film zuvor – eine möglichst geradlinige Linie auf einem Genre-Streifen zu fahren. Das Genre ist wieder Western und das bleibt es auch quasi die komplette Spielzeit über. Neben dem trashigen Titellogo und einer Out-of-place-Erzählerstimme zur Hälfte des Films gibt es keine weiteren tarantinoschen Genre-Ausflüge. Selbst die komödiantischen Momente bleiben in ´nem völlig authentischen Rahmen und fügen sich nahtlos ins Gesamtwerk ein. Kein Jonah-Hill-Ku-Klux-Klan-Gag, keine (auffällig) moderne Mucke über altmodischen Bildern, keine Anime-Zwischensequenzen, kein plötzlicher Einschub, in denen Samuel L. Jackson über die Brennbarkeit von Filmrollen unterrichtet. Anders gesagt: Keine Effekthascherei.
Nur geradeaus Western.

Und siehe da: Irgendwie funktioniert das nicht so ganz.

Die Grundstruktur, mit den (nicht acht) seltsamen Leuten, die man in ´ne Hütte sperrt und machen lässt, passt schon. Aber Tarantino gelingt es nicht, die Story rund in Gang zu bringen. Während in vielen seiner Filme die Dialoge die halbe Miete einfahren, weil sie eine spannende Atmosphäre erzeugen, die man wie Butter schneiden kann, gibt´s hier einfach nur ganz viel sinnloses Gelaber. Da tut sich keine weitere Ebene auf, da gibt´s keine ironischen Zusammenhänge zum Storyverlauf, da werden keine Konflikte plausibel vorbereitet. Es is meistens echt nur Gelaber (meist von früher), das nie wieder eine Rolle spielt. Schade, denn wenn man da rigoroser die Schere angesetzt hätte, wäre der Film deutlich runder geworden. Denn es passiert ja hin und wieder doch mal was Sehens- und Erzählenswertes.

Aber was is denn da passiert? Tarantinos herausragendste Stärke und sein individuellstes kreatives Erzeugnis waren schließlich immer die Texte, die er seinen Figuren geschenkt hat.
Wo sind die Puls treibenden Wortgefechte wie zwischen einem DiCaprio und einem Waltz? Oder die knisternde Gleich-passiert’s-Spannung aus der Kellerkneipe in „Inglorious Basterds“? Andeutungen sind da, aber nur auf Sparflamme.

Zu den Schauspielern: Gute Leute, die aber nicht zum Äußersten getrieben wären. Jackson spielt Jackson, Russell spielt Russell und ganz traurig: Tim Roth spielt Christoph Waltz.
Warum denn das?!! Roth ist ein begnadeter Schauspieler und dann zwängt er sich ins Kleid eines etwas begnadeteren Schauspielers, was er echt nicht nötig hätte. Wer auch immer dafür die Verantwortung trägt, hat echt Scheiße gebaut. Ein verschenkter Tim Roth – unerhört!
Jennifer Jason Leigh hat aber ihre Oscar-Nominierung zurecht bekommen.

Story: Leider auch biss´l verschenkt. Es scheint teilweise wie ein Wer war’s-Murder-Mystery-Krimi – allerdings darf man als Zuschauer nicht wirklich miträtseln. Es gibt auch keinen klar erkennbaren Zielpunkt. Nur eine Reihe von Gesprächen, die irgendwann mal irgendwo rauskommen. Am Ende wird ´ne Frage beantwortet, die nie wirklich gestellt wurde.

Unterm Strich bleibt ein passabler Western, aber auch kein Film, den ich jemandem empfehlen würde, weil die Längen nicht zu rechtfertigen sind.

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