Start | Über mich | Reviews | Japan-Reise 2015 (demnächst)
Posts mit dem Label J.J. Abrams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label J.J. Abrams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

19.05.2016

Film-Review: 10 Cloverfield Lane



10 Cloverfield Lane - ´ne kleine bescheidene Review

Für die, die nach dem ersten Satz nicht weiter lesen, aber die Kernaussage wissen wollen: Guter Film, guckt den an.

Etwas ausführlicher und Spoiler-frei:
Ich bin ja der eine Mensch auf der Welt, der den ersten Cloverfield für´n Meisterwerk hält. Aus den in der Regel falschen Gründen finden den erstaunlich viele Leute nicht gut. Da wird sich über so was wie das Monsterdesign beschwert, um was es überhaupt nicht geht oder die Found Footage-Machart, ohne die es wiederum aber nicht funktionieren würde, weil sie essenzieller Bestandteil der Ide ist. Anders gesagt: Der erste Cloverfield ist ein künstlerisches Gesamtkonzept. Eine prinzipiell schlichte Idee (ein Kaiju-Monsterfilm aus der Sicht von ganz normalen Leuten), die gnadenlos konsequent durchgezogen wurde und daher meinen aufrichtigen Respekt verdient.
Die meisten Kritiker hätten sich wohl aber lieber so was wie Transformers gewünscht. Immer schön mit der geilen Kamerafahrt voll aufs coole Monster, ein kerniger Held und ´ne geile Ische, die das Auto des Helden wäscht. Halt was, das man direkt nach´m Gucken wieder vergisst.

Nun stand die Frage im Raum, ob der geistige Nachfolger wirklich ein richtiges Sequel ist, oder ob da nur der Titel im Nachhinein draufgeklatscht wurde, um zwei, drei Dollar mehr an den Kinokassen zu machen.
Und ja, doch, es ist ein Cloverfield-Film. Irgendwie auf alle Fälle. Ohne näher drauf einzugehen, wieso.
Der Film erlaubt sich sogar beim Titel kurz nur "Cloverfield" hinzuschreiben, bevor der Zusatz hinzuploppt.

Und auf einmal finden´s alle gut!

Jetzt wirken beide Filme von Weitem sehr unterschiedlich: Riesiges Monster greift New York an vs. Frau wird nach Autounfall im Keller eines vermeintlich Verrückten eingesperrt.
Und dennoch spiegeln sich die Filme in vielerlei Hinsicht. Das Pacing folgt den gleichen Regeln, die Themen, die in den Raum geworfen werden, weisen Parallelen auf. Und immer wieder die Frage, welchen Bestand haben (vermeintlich?) kleine menschliche Probleme angesichts einer größeren (vermeintlichen?) Katastrophe. Es geht um die minutiöse Erörterung eines Puzzlestücks, das noch gar nicht weiß, zu welchem Gesamtpuzzle es gehört. Aber dadurch, dass wir das eine Puzzlestück am Ende so gut kennen, verstehen wir auch das Gesamtpuzzle besser. Das Gesamtpuzzle, das wir sonst vielleicht mit´m Arsch nich angeguckt hätten, weil´s irgend so ´n kitschiges Motiv mit ´ner Katze und Goldfischen ist. Ein Puzzleteil ringt uns die Empathien und Emotionalität ab, damit uns der ganze übergeordnete Kram überhaupt erst interessiert. Darum geht´s bei den Cloverfield-Filmen, nicht um Godzillas, Autobots und darum, wie sexy der weibliche Sidekick am Lollipop lutscht.

Zum Film an sich kann ich aufgrund des Spoiler-Problems inhaltlich gar nicht viel weiter sagen. Zum Pacing aber schon: Es gibt in der ersten Hälfte bewusst ´ne etwas zähe Länge (Spiegelung der Partyszene im "ersten Teil"). Die macht aber rückwirkend betrachtet Sinn.
Was der Film nämlich hervorragend macht, ist das Katalysieren der Spannung. Er steigert sich mächtig rein, was man auch bei den (leider recht wenigen) anderen Kinobesuchern gut ablesen konnte, die zum Schluss extreme Reaktionen abfeuerten.
Excitation-Transfer! Eine meiner Lieblings-Theorien der Medienwissenschaften.
Sie besagt - einfach zusammengefasst -, dass wir beim Filmgucken emotionale Erregung speichern und mitschleppen, wenn wir zwischendurch nicht die Gelegenheit bekommen, sie abzubauen. Und wenn auf diese Art viel Erregung gesammelt wird, platzt sie beim Entladen wie ein großer Emotionsballon.
Und die Art der Erregung ist egal!
Das kann ´ne sexuelle Spannung sein, aber auch was Lustiges oder was Trauriges. Unser Körper ist noch beeinflusst, steht unter Spannung, schüttet Hormone aus und wir lachen z.B. noch über den Witz von eben und konnten uns noch gar nicht so richtig beruhigen, da knallt uns der Film auf einmal einen schlimmen Schreckmoment vorn Latz und unser Schreck ist umso doller, weil wir noch vom Lachen erregt waren.

Und genau das macht der Film im finalen Akt ganz hervorragend. Wir dürfen uns nicht entspannen und der Ballon füllt und füllt sich mit Emotion. Bis am Ende endlich die Nadel in den Ballon gestochen wird.

Ja, angucken.

19.12.2015

Review: Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht - Alles beim (ganz) Alten in der fernen, fernen Galaxie



Okay, Star Wars Episode VII: Das Erwachen der Macht.

SPOILERFREIE Review.

Heikles Thema; ich glaub, da kann man sich grad nur in die Nesseln setzen, weil alle grad im Happy-go-lucky-Hypetrain sitzen, der quer durchs Outer Rim fliegt.

Zunächst mal, um das direkt aus der Welt zu schaffen: Das is ´n guter Film und jeder sollte den selbstverständlich im Kino anschauen. Allerdings macht das ohnehin jeder.
Aber dieses Mal isses schwierig, ´ne klassische Review zu schreiben. Einmal, weil´s fucking Star Wars ist und sich eh die meisten auf ihre oft irrationale, eher emotional gefärbte Meinung eingeschossen haben. Zum anderen, weil der Film auch weder schlecht, noch außergewöhnlich gut ist. Er ist halt gut und das führt wiederum zu den belanglosesten Reviews. Deshalb werd ich mich dem Thema gleich noch auf ´ner Meta-Ebene annähern.

Aber nichtsdestotrotz ´n paar Eckpfeiler-Gedanken, zu dem, was J.J. Abrams und seine Bad Robot-Truppe da mit der fetten, fetten Disney-Kohle fabriziert haben:

Positivster Aspekt:
Es ist – wie bereits erwähnt – fucking Star Wars. Alles sitzt, keine Faselfehler.
Der (Handelsföderations-freie) Opening Crawl mit anschließendem Schwenk nach unten auf ein Raumschiff, die Musik, der Fanservice, der Aufbau der Akte. Man hat die Vorlage ultra-ernst genommen.
Gut, jetzt muss ich als alter Nerd schimpfen, dass da was bei den End Credits ein klein wenig anders ist, als man´s gewohnt ist, aber ich hoffe, die Hardliner werden Milde walten lassen und Abrams’ Reifen unzerstochen lassen. 98 % der Leute, die das hier lesen, werden eh nicht wissen, von was der komische Mann da grad schreibt.

Die Production Values hinter diesem Projekt sind der Wahnsinn. Angesichts der wachsenden CGI-Ermüdung wird´s für alle Cineasten ´ne große Freude sein, mal wieder so viel geballte handgemachte Kino-Magie vorgesetzt bekommen. 2015 hat echt vielen Schreinern, Maskenbildnern und anderen analog werkelnden Kreativen der Szene ihre Jobs wiedergegeben, die in den letzten Jahren fest in der Hand von Adobe-Software waren. Und man sieht´s! Und man staunt. Ständig ertappt man sich, wie man gar nicht mehr so richtig den Dialogen folgen kann, weil man sich grad fragt, wie sie das denn wohl gemacht haben und ob dieses Alien animatronisch ist oder von ´nem Puppenspieler bewegt wird. Allein die Technik, die hinter BB-8 steckt, ist mit immer noch ´n Rätsel – obwohl ich grob weiß, wie das gemacht wurde.

Die neuen zentralen Figuren sind auch gut aufgebaut. Herrlich altmodisch und zugedröhnt mit Seele.
Mir gefällt auch der Ansatz, dass die neue Geschichte anscheinend die von ´ner Handvoll Heranwachsender ist, die allesamt noch nicht gefestigt im Leben sind. Sowohl die Guten als auch die Bösen als auch die Unentschlossenen wirken wie Kids, die noch grün hinter den Ohren und emotional verwirrt sind, aber paradoxerweise auch das Schicksal der Galaxie aufgebürdet bekommen. Ganz im Gegensatz zu fast allen bisherigen Star Wars-Hauptfiguren, die mit ihren klaren Motivationen und Aufgaben in der Regel schon zu fertig gebacken waren, als dass man wirklich eine Entwicklung mit ihnen hätte erleben können (Ausnahmen wären Anakin und Luke).

Jetzt sieht man schon, dass damit die Hauptkritik an der Prequel-Trilogie wahrgenommen wurde. Man hat die großen Fehler nicht wiederholt und sich stattdessen auf die die Stärken der Episoden IV bis VI zurück besonnen.
Es ist fast so, als hätte man die Mr. Plinkett-Reviews als unfehlbare Bibel zu Rate gezogen.

Und hier lenk ich auch schon in den Kritik-Part ein.

Für mich war´s mein siebter Star Wars-Film, den ich im Kino gesehen hab und ich hab sie alle genossen! Warum? Weil ich immer im richtigen Alter für jeden der Filme war.
Die alte Trilogie hab ich erstmals im Kindergarten gesehen; die Special Editions mit ihren heute als cheesy verschrienen CGI-Einwürfen sowie die Prequels haben mich durch meine Heranwachsenszeit hinweg begeistert.
Und ja, ich hab voller Freude in Episode I gesessen und war derbe geflasht von der Unterhaltungsorgie, die mir da um die Ohren geballert wurde.
Jahre später sagt mir das Internet, dass ich deswegen wohl ´ne Art geistige Behinderung habe, weil die neuen Filme ja augenscheinlich schwachsinnig sind und es is eh alles an ihnen falsch und sollte bestenfalls nicht mehr canon sein, weil George Lucas ein fetter Sellout-Motherfucker is.

Was aber immer vergessen wird: Star Wars ist – ob man das wahrhaben will oder nicht – primär eine Kinderfilm-Reihe.
BUUUUUUH!!!! BUUUUUUUUUH!!!!! Schwindelbude!
Tja, sorry, so isses!
Und das is auch gar nicht schlimm, weil´s gute Kinderfilme sind und gute Kinderfilme funktionieren auch für Erwachsene.

Und auch die Episoden I bis III waren – sind! – gute Kinderfilme, die man bestenfalls als Kind auch erstmals sehen sollte. Und wenn man die aus der Sicht eines Erwachsenen kritisiert, weil man erwartet, dass das Franchise mit einem älter wird, dann ist das einfach nur unfair und rein wirtschaftlich falsch. Denn Kinder werden weiterhin mit ihrer Kohle dafür sorgen, dass das Franchise beatmet werden kann. Star Wars ist wie ein Sarlacc, das ständig mit LEGO-Lizenzkohle und Actionfigurenverkäufen und dem Erlös aus Sammelbechern usw. gefüttert werden muss. Und das ist auch okay so, wenn das für uns Erwachsene bedeutet, dass wir dann regelmäßig großes Entertainment bekommen.

Für Episode VII bedeutet diese Erörterung, dass ich schade fand dass man zu sehr auf Prequel-Kritiker gehört hat und die Episoden I bis III im Prinzip keine Rolle spielen für den neusten Film. Mit all ihren Fehlern, den steifen Charakteren, dem inflationären CGI usw. haben die drei Filme doch auch sehr viel richtig gemacht. Es waren halt Massenunterhaltungs-Vehikel, die in ihre Zeit passten.

Episode VII versucht leider gar nicht, in unsere Zeit zu passen, sondern will auf Biegen und Brechen so sein, wie die ganz alten Star Wars-Filme. So sehr, dass es schon wirkt wie Episode IV. Mal ganz im ernst: Der Film ist die Art Soft-Reboot/Sequel-Mix wie Jurassic World ein soft-Reboot/Sequel-Mix fürs Jurassic Park-Franchise war. Das heißt, man tut so, als hätte es die Filme, die die am lautesten schreienden Fans nicht mochten, nie gegeben hätte und gibt ebendiesen Hardlinern das, was sie schon mal als gut verurkundet haben.Und zwar GENAU DAS! Und sonst auch leider nicht allzu viel Neues und das fand ich doch echt schade.
Die Charaktere, ihre Entscheidungen, die abzugrasenden Stationen, der Handlungsverlauf mit seinen Plot-Meilensteinen – alles hatten wir schon mal in ähnlicher, teilweise aber auch wirklich nahezu identischer Form.
Das wird zuweilen so abstrus, dass man das Gefühl hat, eine besser geschriebene Fanfiction zu lesen, in der es gar nicht mehr so sehr drum geht, einen vernünftigen originellen Plot zu inszenieren, sondern mit einer Kanonade aus Fanservice immer wieder dem Publikum zuzuzwinkern.
Schau mal, welcher Droide hier ´nen Cameo hat!
Kennst du noch diese Figur aus Episode VI?
Und hier! Das mochtest du doch in Episode V so sehr. Das war doch in der coolsten Szene mit dabei.
Und auch diesen alten Schauspieler haben wir noch mal buchen können. Sorry, dass er seine Rolle nur so kurz spielen kann, aber wir haben Auflagen von seinem Chiropraktiker …
Ui! Was haben wir denn hier noch für ´nen MacGuffin ausgepackt? Überraschung! Es ist das Teil, das ihr schon kennt.

Bei all dem Abhaken der Fanservice-Strichliste wirkt die Verkettung der Szenerien fast schon albern. Als sei die Galaxie eine 1000-Einwohner-Kleinstadt. Egal, welche abgelegene Ecke eines abgelegenen Planeten man betritt – die Wahrscheinlich, dort legendäre Artefakte und/oder Figuren aufzufinden, geht in Richtung 100 %. Als würde ich auf dem Weg ins Badezimmer zufällig meine alte Grundschullehrerin treffen und in meinem Hotelzimmer im Urlaub hat jemand zufällig mein altes Skizzenheft liegen lassen, das ich schon seit Ewigkeiten suche. Und selbstverständlich stellt sich raus, dass der eine Typ, den ich auf ´ner Convention treffe, ganz nah mit mir verwandt ist usw.
Ihr versteht die Idee.

Es bleibt unterm Strich ein vielversprechender Auftakt zur neuen Trilogie, von der ich mir aber ab dem Mittelteil erhoffe, dass sie lernt, auf eigenen Füßen zu stehen.