Start | Über mich | Reviews | Japan-Reise 2015 (demnächst)

06.02.2016

Review: The Revenant



Review zu The Revenant.

Nach Birdman aus dem Vorjahr hat sich Alejandro González Iñárritu den nächsten monströsen Eintrag in die Filmgeschichte gesichert. Es ist, als hätte der Regisseur keine Lust auf Banalitäten; jedes Werk muss sitzen. Daher würde es mich auch gar nicht wundern, wenn er zweimal n Folge ´nen Regie-Oscar bekäme.

Direkt ´ne Kritik hab ich nicht, außer dass der letzte Akt vielleicht biss´l lang wirkt, weil man das Gefühl hat, das Wesentliche is bereits erzählt. Aber es sei mal wieder angemerkt, dass Iñárritus Filme weniger dazu dienen, eine Geschichte von A nach B zu erzählen, sondern vielmehr eine cineastische Wundertüte sind – voller handwerklicher Zaubertricks, prägnanter Szenen und halt Extraportionen genereller Kinomagie. Im Gegensatz zum fast kompletten Rest Hollywoods geht´s dem Mexikaner sehr wohl darum, immer wieder das Rad neu zu erfinden und das Medium aufs nächste Level zu hieven, indem er alle Teilaspekte an die Grenzen treibt.
Wie schon in Birdman müssen hier daher sowohl die Schauspieler als auch der Teil der Crew, der hinter der Kamera agiert, alles aus sich rausholen und Blut und Wasser schwitzen. Und selbst, wenn man wenig Ahnung davon hat, wie ein Kinofilm funktioniert, sollte man das merken. Und was in Birdman bereits perfektioniert wurde mit den ewig langen Takes ohne Schnitt und mit Schauspielern und Kameraleuten, die all ihre Limit Breaks verbraucht haben dürften, um die Szenen zu meistern, wird im Revenant sogar noch mal mit ´nem neuen Dreh fortgeführt. Jetzt gibt´s ewig lange, nervenaufreibende Takes in der Wildnis und mit viel mehr kniffligen Faktoren.
In der Hinsicht kommt Iñárritu fast schon seinem Landsmann Alfonso Cuarón in die Quere, der mit Children of Men die All-Time-Bestmarke für höllisch komplizierte One-Shots hält.

Also wer viel staunen möchte, sich bestenfalls für das Medium auf ´ner handwerklichen Ebene interessiert oder zumindest Bock auf grandiose Naturaufnahmen aus ´nem urigen, unerschlossenen Fleck Amerikas hat, den man so vielleicht noch nicht kennt, der muss sich den Film eh angucken.
Alle anderen bekommen eine spannende, Kräfte zehrende Western-Geschichte mit etlichen heftigen und spannenden Highlights (wie z.B. der Indianerschlacht direkt zu Beginn).

Die Geschichte vom Trapper, der im 19. Jahrhundert vom Bären angefallen wurde und sich schwer verletzt bis in die weit entfernte nächste Stadt robbte, basiert ja auf wahren Begebenheiten und ich kannte die in ´ner sehr basalen Form seit meiner Kindheit. The Revenant greift die Tatsachen zwar auf, aber man merkt schon die recht freie Interpretation zugunsten einer filmischeren Erzählweise. Da kommen einfach zu viele Sachen zusammen, die der Film teilweise noch nicht mal zwingend bräuchte, aber sei´s drum.
Und die Figur von Tom Hardy wird zu ´nem sehr guten Bösewicht ausgebaut.
Sowieso festigt Hardy seinen Platz als einer der gigantischsten Schauspieler des aktuellen Jahrtausends. Aber der Typ macht mir auch ernsthaft Angst; der is in echt gar nich so viel anders als die kaputten Rollen, in die er schlüpft.

Was den überfälligen Oscar für DiCaprio anbelangt: Muss nicht unbedingt für ausgerechnet den Film sein. Die Leistung war beeindruckend, aber eher auf einer Dschungelcamp-Ebene. Im Gegensatz zu Hardy geht´s bei seiner Figur weniger um die mimetische Kernkompetenz einer Figur mit einfachsten Mitteln Seele einzuhauchen, als viel mehr darum, krasses Zeug vor der Kamera zu machen und zu leiden.

Ja, guckt euch den Film an.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen