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08.10.2015

Kino-Review "Alles steht Kopf"



Nachdem so ziemlich der komplette Rest der Welt schon längst „Alles steht Kopf“ bzw. „Inside Out“ durch die Kinosäle geschwemmt hat, kann man den ersten von zwei Pixar-Filmen des Jahres 2015 nun auch mal in Deutschland gucken.

Bei mir kam vor allem deswegen ´ne besondere Spannung auf die filmgemachte Personifizierung kognitiver Konstrukte auf, weil mir während meines Japan-Aufenthalts neulich der Hype um die fünf Kernemotionen links und rechts um die Ohren gepfeffert wurde.
Und ja, selbstverständlich liefert Pixar wieder ab. So richtig stellt sich die Frage bei dem Studio aber ja eh nie, ob´s ein guter Film wird. Die wissen halt, wie´s geht.

Die Pixar-Formel läuft hier mal wieder auf Hochtouren. Sprich: Man sucht sich ein verqueres, nicht unbedingt mainstreamiges Konzept und spinnt darum eine geniale Kreativexplosion. Sei es, dass man bei Cars Autos in den Fokus rückt und jede Idee ausquetscht, die irgendwie das Thema Autos betrifft – oder dass man mit der Toy Story-Trilogie absolut alles auf dem Gebiet des Spielzeugs verwertet und somit eine erstaunlich kohärente Welt auf Basis der anfangs oft banal klingenden Prämissen schafft. Das sind dann nicht mehr einfach nur Filmchen über Ameisen, Roboter, Superhelden, Ratten usw., das sind hochkomplexe Konstrukte mit detaillierten Gesellschaftsstrukturen, klar definierter Innenarchitektur und Gesetzen, die all die Ideen zusammenkitten.
Bei „Alles steht Kopf“ liegt auch hierin die große Stärke. Man nimmt all das Neuronale, Emotionale, Mentale oder wie auch immer man´s nennen mag und baut daraus eine voll funktionsfähige Welt (mit nur marginalen Logiklöchern). Ständig werden neue altbekannte Modelle ausgepackt und superinteressant und schlüssig visualisiert. Emotionen werden von personifizierten Gefühlszuständen über eine Konsole gesteuert, die mit zunehmendem Alter immer mehr Knöpfe und Schalter bekommt, weil die Welt auch immer komplizierter wird. Das Langzeitgedächtnis ist eine labyrinthartige Bibliothek, die rund um die Uhr ausgemistet werden muss, um nicht zu überfüllen. Träume werden in einem Studiopark gedreht. Und und und. Man achtet sogar auf Details wie den Ursprung von Ohrwürmern.

Doch hier liegt auch gleichzeitig für mich die Schwäche des Films.
Während bei Toy Story, den Incredibles und weiteren meiner Pixar-Highlights die besagten Konzepte rund ums Kernthema immer wieder schlau in die Story geworfen werden, um diese zu bereichern, ist es hier eher umgekehrt. Das Konzept steht ganz klar im Mittelpunkt und man wartet nur gespannt drauf, das nächste Hirn bezogene Ding umgesetzt zu sehen. Die Geschichte rund um ein Teenie-Mädchen, das mit ´nem Umzug in ´ne neue Stadt klarkommen muss, is dabei recht flach und nebensächlich. Daher schwappt dieses Mal auch leider nicht die große emotionale Wucht über, wie man´s von Perlen wie ´nem „Oben“ oder „Toy Story 3“ kennt. Aber muss ja auch nicht immer sein.

Wer also mal wieder ´nen smarteren Animationsfilm sucht, zieht sich den Film rein.
Und bleibt für den Abspann, weil sich hier die besten Gags verstecken.

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