Start | Über mich | Reviews | Japan-Reise 2015 (demnächst)

08.06.2016

Film-Review: Captain America: Civil War



Jetz’, wo den eh schon alle gesehn haben, konnt ich auch endlich mal Civil War anschauen. Eine in den Details deutlich ausgeschmückte freie Schilderung des Sezessionskriegs im Amerika der 1860er-Jahre.

Mir hat der Superhelden-Schinken, der der legitimere Avengers 2 statt Age of Ultron gewesen wäre, ganz gut gefallen.

Wir erinnern uns grob: Ich war ja gefühlt der eine Mensch auf dem Planeten, der den zweiten Captain America-Streifen (Winter Soldier) nich so geil fand. Während sich das Publikum weltweit anscheinend einig ist, dass das der beste Superhelden-Film der aktuellen Welle ist, fehlte mir darin die Menschlichkeit. Keine normalen Gespräche, keine Witzeleien, jeder bewahrt stets auf Krampf seine coole Supersozipathen-Persona. Alles war zu verkrampft streng und ernst, statt sich ins Bewusstsein zu rufen, dass das bei all den Bemühung trotzdem immer alberner Superhelden-Schwachsinn mit Tonband-Nazis und Euthanasie-Raumschiffen bleiben wird. Und das ist ja nicht mal was Schlimmes, aber Superhelden-Geschichten aus den großen Marvel- und DC-Konvolut tragen eine dermaßen schwere Last an Trash mit sich rum, dass es beinahe unmöglich ist, in den Universen wahrlich geerdete oder ernsthafte Figuren und Ereignisse zu schildern. Egal, wie viele Selbstmordattentäter sich da in Luft sprengen, wie viele korrupte Politiker böse Bürokratie machen, wie viele Onkel Bens von Straßenräubern erschossen werden – es bleibt immer das Universum mit dem sprechenden Waschbär, der sich am Sack kratzt und freche Oneliner dropt. Das Universum mit dem Mini-Typ, der mit dressierten Ameisen ´ne Räuberleiter baut. Das Universum mit Thor, der gegen Steintrolle und Elfen kämpft.
Und Civil War versucht´s im Gegensatz zu seinem Vorgänger zum Glück auch gar nicht erst, den straighten Bourne-Film zu imitieren. Als hätten die Regie führenden Russos damals meine Review gelesen! Wahrscheinlich war´s ganz genau so.

Was unterm Strich dabei rauskommt, ist zwar immer noch eine recht finstre Geschichte, was sie in dem Fall auch sein muss. Aber eine, die sich traut, witzig und trashig zu sein, wenn´s drauf ankommt. To take the rough with the smooth, wie man in Sokovia sagt.

Kleine Menschlichkeiten überall. Vision, der einen Pullover trägt und schlecht kocht. Peter Parker, der sich fragt, wie er die Avengers-Sache mit seiner Schule koordinieren kann und wie er ohne Reisepass ins Ausland kommt, Bucky Barnes und Sam Wilson, die ihrem Kumpel Steve bübisch zunicken, wenn er die erste Base erreicht. Geht doch! Man kann halt nicht den ganzen Tag über der taffe Strumpfhosen-Rächer sein. Man muss zwischendurch auch mal normalen Lebenskram machen.

Auch der Bösewicht, gespielt von unserem Lieblingsspanier Daniel Brühl, passt da gut rein und gibt dem ganzen MCU mal wieder einen nötigen Drall in dem Metier. Er ist keiner dieser Welten zerstörenden Dunkelelfen, Alien-Herrenrassen-Könige oder explodierenden Lavamänner. Er is ´n Typ ohne Superrüstung, ohne magische Artefakte, ohne Mutantengene, ohne Gammaverstrahlung, ohne Cyborg-Implantate Noch nicht mal Terrigen-Nebel hat er eingeatmet! Einfach nur ´n Typ! Sowas gab´s bisher selten genug, wobei genau das die bisher interessantesten Feine waren. Ich denk da an Justin Hammer aus Iron Man 2 oder den Kingpin aus Daredevil. Nur hatten die immerhin noch Geld und Kontakte. Der von Brühl gespielte Helmut Zemo, der übrigens nix mit dem Baron Zemo aus den Comics zu tun hat, hat nur ´n Hotelzimmer und ´n paar grundlegende Soldaten- und Geheimdienst-Skills. Und das funktioniert auch – obwohl die Figur etwas mehr Screentime vertragen hätte und ihr Plan, der die Story erst in Gang bringt, ein einziges gigantisches Logikloch hinterlässt.

Ähnlich unlogisch ist der ganze eigentlich Civil War-Registrierungs-Hickhack, der sich auch recht weit vom Comic entfernt. Die ganze Zeit hat man das Gefühl, dass es gar keinen Civil War gäbe, wenn sich alle Avengers einfach mal bei ´nem Bierchen ´ne halbe Stunde zusammen setzen und rationale Argumente für ihre jeweilige Meinung in den Raum werfen.
Stattdessen gibt´s recht schwer fassbares Rumgezicke, das aber immerhin zu ´ner fetzigen Keilerei am Flughafen Leipzig-Halle führt. Völlig drüber und was sinnlosen Kollateralschaden anbelangt, werden hier mal wieder neu Maßstäbe gesetzt, weil man die ganze Zeit das Gefühl hat, dass da mehr aus sportlichen Witz raus Tower, Hangars, Fahr- und Flugzeuge zerstört werden. Für die meisten Beteiligten scheint die Kumpelkeile halt eher so ´n Spaß-Event zu sein. Macht aber auch Laune. Für so was geht man schon gerne mal ins Kino.
Und die anderen im Kino haben sich gar nicht mehr eingekriegt, wenn zwischendurch mal was auf Deutsch zu lesen war.
„WAH! Doitsch! Isch kann das lesen, denn isch spresche diesem Sprache!“

Die fehlende Logik kann man aber auch ganz gut verzeihen, weil es trotzdem einen ausreichenden Bogen in der Story gibt, der vielleicht am Ende nicht so wichtig für das große Gesamtbild im MCU ist, wie man sich´s vielleicht erhofft hätte, der aber immerhin am Ende etwas stehen lässt, das man als legitimen Film bezeichnen kann – und das ist heutzutage schon was wert.

Also absolut okay. Nix für Neueinsteiger ins Marvel Cinematic Universe, aber wer is das schon? Aber mal ernsthaft: Langsam sollten die mal ihren Laden ausdünnen, weil´s echt viel Ballast ist, der da von Phase zu Phase erweitert und mitgeschleppt wird.

Hier noch ein nettes Katzenbild mit den Catvengers:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen